Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der EKHN zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular und auf facebook sind wir offen für Ihre Anregungen.

Menümobile menu

Andacht des Kirchenpräsidenten

Gedanken zum Fest 2022: Als es im März schon Weihnachten wurde

Ivars Kupcis/ÖRK/WCCEin zerstörter Panzer vor einer Kirche: Krieg in der Ukraine: Bilder aus Kiew während eines Solidaritätsbesuchs einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im Sommer 2022 in der Ukraine.Krieg in der Ukraine: Bilder aus Kiew während eines Solidaritätsbesuchs einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im Sommer 2022 in der Ukraine.

Weihnachten ist auch das Fest des Friedens. Wie geht das in diesem Jahr mit einer unfriedlichen Welt und dem Krieg in der Ukraine zusammen? Darüber macht sich Kirchenpräsident Volker Jung in seiner Weihnachtsbotschaft 2022 Gedanken.

© Peter BongardPfarrer Dr. Dr. h.c. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHNPfarrer Dr. Dr. h.c. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN

Von Kirchenpräsident Volker Jung

Am 9. März dieses Jahres erklang in der Stadtmitte von Kiew Musik. An der Stadtgrenze standen Panzer und Truppentransporter. Die russische Armee hatte auf Befehl Putins das Nachbarland Ukraine überfallen. Die Musikerinnen und Musiker des Kyviv Classic Orchestra antworteten mit einem kurzen Konzert.

Beethoven auf dem Maidan

Auf dem Maidan-Platz spielten sie Beethovens Ode an die Freude mit der Friedensbotschaft, dass alle Menschen Schwestern und Brüder würden. Mich hat dieses Konzert sehr berührt. Ich musste damals schon an Weihnachten denken. In der Weihnachtsgeschichte, der Geschichte von der Geburt von Jesus Christus, wird erzählt, dass mitten in der Nacht der Himmel plötzlich hell erleuchtet ist. Ein Engel verkündet den Hirten auf dem Feld vor Bethlehem, dass in dieser Nacht der Heiland geboren ist. Dann singen die Engel ihr Lied ihr Friedenslied: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Botschaft vom Frieden 

Mit der Geburt des Kindes in dieser Nacht ist die Botschaft vom Frieden verbunden. Gott wird Mensch, das erzählt diese Geschichte, damit Menschen Frieden finden. Frieden in ihren Herzen und Frieden im Leben miteinander. Beides hängt eng zusammen. Friedliebende Herzen suchen Frieden. Und Frieden zwischen Menschen macht Menschen im Herzen zufrieden. Das alles wird zerstört, wenn Menschen sich bedrohen, Leid zufügen und Leben zerstören. Jesus redet später davon, wie wichtig es ist, Gott und den Nächsten zu lieben. Er redet sogar von der großen Herausforderung, im Feind den Menschen zu sehen und zu lieben.

Die gleiche Geschichte 

Ist diese Botschaft wertlos, weil das Leben so oft eine andere Sprache spricht? In diesem Jahr fragen sich das vielleicht mehr als sonst. Der Sozialphilosoph Hartmut Rosa hat vor wenigen Tagen in einem Interview gesagt: „Alles, was sich mit Weihnachten verbindet, ist in die Krise geraten. Mit dem religiösen Gehalt können immer weniger Menschen etwas anfangen: Jedes Jahr die gleiche Botschaft, jedes Jahr ´Friede auf Erden` und doch kein Jahr ohne Krieg.“

Ein Jahr mit Krieg 

Ja, es ist wieder ein Jahr mit Krieg, sogar mit einem Krieg, der uns nah kommt – auch mit den Menschen, die in unserem Land Zuflucht und Schutz suchen. Vielleicht sind dadurch auch viele Erwartungen an Weihnachten in die Krise geraten. Die Weihnachtsbotschaft selber ist es nicht. Es ist gerade das Besondere dieser Geschichte, dass sie davon erzählt, wie verletzlich und schutzlos Menschen sind – so wie das Kind in der Krippe. Sein Leben ist vom ersten Atemzug an bedroht, so wie das Leben jedes Menschen. Das zu entdecken, wirklich mit dem Herzen zu entdecken, macht Menschen einfühlsam, ehrfurchtsvoll und verbindet Menschen mit Gott. Es führt dazu, in allen anderen Menschen Kinder Gottes zu sehen und macht Menschen zu Geschwistern. Das ist Gottes Weg zum Frieden für seine Menschenkinder.

Hoffnung auf Frieden

So hallt bei mir an diesem Weihnachtsfest Beethovens Ode ganz besonders nach, die mitten in Kiew erklang. Ich höre so an diesem Fest in den alten Weihnachtsliedern besonders die große Hoffnung auf Frieden. Und ich singe und bete zu Gott: „Verleih uns Frieden gnädiglich.“

Maria sprach:
"Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen."

(nach Lukas 1,46-55)

to top