Christlich-jüdischer Arbeitskreis
Andrea Thiemann neue Vorsitzende von "ImDialog"
Foto: imDialog
07.07.2015
pwb
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In einem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche in Bickenbach wird Andrea Thiemann am 12. Juli um 15 Uhr von Oberkirchenrätin Christine Noschka (Darmstadt) und Dekan Arno Kreh (Heppenheim) in ihr Amt eingeführt. Sie ist die Nachfolgerin von Pfarrerin Gabriele Zander, die neun Jahre lang Vorsitzende des Arbeitskreises ImDialog war und ab Herbst eine Stelle als Leiterin des Pilger- und Begegnungszentrums der Auguste-Victoria-Stiftung auf dem Ölberg in Jerusalem antritt.
Verkündigung in Anerkennung der bleibenden Erwählung des Volkes Israel
Pfarrerin Thiemann gehört seit über 10 Jahren dem Arbeitskreis ImDialog an, der sich die Aufgabe gesetzt hat, die theologischen Verbindungen zwischen Christentum und Judentum in die kirchliche Gemeindebasis zu vermitteln. Sie sagt: „Durch den Kontakt zu den Pfarrerinnen und Pfarrern im Arbeitskreis ImDialog konnte ich mir überhaupt erst vorstellen, selbst einmal als Pfarrerin in der EKHN zu arbeiten. Aufgrund meiner eigenen kirchlichen Sozialisation war es befreiend für mich zu erleben, dass der christliche Verkündigungsauftrag nicht in Abgrenzung und Abwertung des Judentums, sondern in Anerkennung der bleibenden Erwählung des Volkes Israel und im Dialog mit Jüdinnen und Juden wahrgenommen werden kann. Ich freue mich über das Vertrauen, das mir der Arbeitskreis durch die Wahl zur Vorsitzenden, entgegenbringt und hoffe, auch das Interesse und das Verständnis der Menschen in Bickenbach und an der Bergstraße für die Notwendigkeit eines respektvollen und wertschätzenden Umgangs mit Andersdenkenden und Andersglaubenden zu wecken!
Der christlich-jüdische Dialog hat nichts von seiner Relevanz verloren
Gabriele Zander leitete seit neun Jahren den kirchlichen Arbeitskreis neben ihrer Tätigkeit als Studierendenpfarrerin in Darmstadt. Im Rückblick auf ihre Arbeit als Vorsitzende im Arbeitskreis ImDialog sagt sie: „Die gesellschaftlichen Debatten der letzten Zeit, beispielsweise über die Beschneidung oder die antijüdische Schattenseite des Reformators Martin Luther, die Rufe antisemitischer Parolen bei Gaza- Solidaritäts-Demonstrationen und das Ringen um eine angemessene Haltung der Kirchen angesichts des Nahostkonflikts haben gezeigt, dass der christlich-jüdische Dialog nichts von seiner Relevanz verloren hat. Im Gegenteil: im Gegenüber zu den jüdischen Gemeinden gilt es, das Vertrauensverhältnis, das wir in den letzten Jahrzehnten gewinnen konnten, nicht zu verspielen, und in unseren Kirchen werden wir noch weitere Schritte der kritischen Revision und Neuformulierung unserer Theologie angesichts des Dialogs mit dem Judentum gehen müssen. Gerade die wieder aufgebrochene Diskussion, ob das Alte Testament für die Kirche noch kanonische Geltung haben sollte, zeigt, dass das Gemeinsame und Verbindende der beiden Religionen anscheinend keine Selbstverständlichkeit ist. Ich hoffe, dass das 25- jährige-Jubiläum unserer Grundartikelerweiterung zur bleibenden Erwählung der Juden im nächsten Jahr Raum gibt für das Weiterdenken christlicher Theologie im Gegenüber zum Judentum.“
Gemeinsame Predigt
Im Gottesdienst am 12. Juli werden die ehemalige und die neue Vorsitzende anlässlich der Finissage der Ausstellung „Drum immer weg mit ihnen“ - Luthers Sündenfall gegenüber den Juden, im Dialog miteinander predigen. Der Gottesdienst wird musikalisch gestaltet von Organistin Christiane Schmidt und dem Ensemble De Roode Pelikan.
Andrea Thiemann ist seit vier Jahren Gemeindepfarrerin in Bickenbach. Vorher war sie Vikarin in der Darmstädter Thomasgemeinde und Spezialvikarin im Zentrum Ökumene (Frankfurt) im Bereich Interreligiöser Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen. Bevor Andrea Thiemann in den kirchlichen Dienst trat, arbeitete sie als Diplom Verwaltungswirtin im IT-Bereich der Deutschen Post AG. Christliche und jüdische Theologie studierte sie in Heidelberg und an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Knapp neun Jahre lang leitete sie die Regionale Bildungsarbeit im christlich-jüdischen Dialog für den Internationalen Rat der Christen und Juden im Martin-Buber-Haus in Heppenheim. Auf diese Zeit geht ihre Mitgliedschaft im Arbeitskreis ImDialog zurück.
Der Arbeitskreis ImDialog besteht unter verschiedenen Namen bereits seit über 63 Jahren und hat mit Pfarrerin Thiemann seine fünfte Vorsitzende. Gegründet hatte den Arbeitskreis Dr. Adolf Freudenberg im Jahr 1952. Auf der Webseite www.imdialog.org finden sich alle Angebote, die von ImDialog zur Verfügung gestellt werden.