Stellungnahme
Christenverfolgung – nicht nur im Urlaubsparadies
10.01.2013 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Rita DeschnerPalmen am MeerAnstieg der Christenverfolgung in vielen Teilen Afrikas und Syrien
Laut dem Bericht von Open Doors werden weltweit 100 Millionen Christen verfolgt, an der Spitze der Verfolgung stehen Christen in Nordkorea, aber auch in Afrika hat die Verfolgung stark zugenommen. Mali, Tansania, Kenia, Uganda und Niger tauchen 2013 zum ersten Mal im Weltverfolgungsindex von Open Doors auf. Grund dafür sind immer stärker auftauchende extrem islamistische Gruppierungen, die sich die Muslimbrüder oder Salafisten zum Vorbild genommen haben.
Auch der Bürgerkrieg in Syrien hat zur Folge, dass Christen immer stärker ins Visier „von ausländischen Islamisten, die sich der syrischen Befreiungsarmee angeschlossen haben“ rücken, so der Bericht von Open Doors.
Immer wieder darauf aufmerksam machen
„Das Anliegen von Open Doors ist ein wichtiges und berechtigtes Anliegen. Es muss auf die weltweite Christenverfolgung aufmerksam gemacht werden. Wir in Europa sind sehr verwöhnt von unserer eigenen Religionsfreiheit. Deswegen müssen wir immer wieder darauf hinweisen, dass es in anderen Ländern anders ist“, erklärt Pfarrer Detlev Knoche, Leiter des Zentrums Ökumene der EKHN.
Einteilung in Rangliste kritisch
Die Art und Weise, nach der Open Doors die Länder einteilt, in denen Christenverfolgung stärker oder schwächer auftritt, betrachtet Knoche jedoch kritisch. „Die Rangliste differenziert nicht, sie erweckt den Anschein einer allgemeinen Christenverfolgung. Und die gibt es nicht. Zum einen gibt es unterschiedliche Hintergründe und Ursachen für die Verfolgung. Das können politische sein, aber auch soziale und es sind oft gar keine religiöse. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch in Ländern, die auf der Rangliste ganz oben stehen, Christen mit ganz anderen Erfahrungen leben.“
In Nordkorea, erklärt Knoche, habe das Zentrum Ökumene Kontakte zu Christen, die ihre Situation anders beschreiben, als es der Weltverfolgungsindex von Open Doors darstellt. „Es gibt eine offizielle christliche Kirche in Nordkorea und auch einen nationalen Christenrat. Die haben eine offizielle Daseinberechtigung in Nordkorea. Kleinere Hauskirchen, die dieser offiziellen Kirche nicht zugehörig sind, werden allerdings verfolgt.“
Jeder verfolge Gläubige ist einer zuviel
„Ob die Zahl der 100 Millionen verfolgten Christen weltweit stimmt, ist schwer einzuschätzen“ erklärt Knoche. Denn die Erhebung, die Open Doors anstellt, beruht auf deren eigenem Wahrnehmungskontext. „Aber die Zahl ist ohnehin irrelevant. Egal ob es 100, 120 oder 80 Millionen verfolgte Christen sind: Jeder einzelne ist einer zuviel“, so der Leiter des Zentrums Ökumene. Weiter erklärt er: „Was bei der Erhebung ebenfalls fehlt, ist eine Vergleichszahl. Es gibt schließlich nicht nur verfolgte Christen auf der Welt, sondern auch andere Religionsangehörige werden verfolgt, zum Beispiel Muslime, Hindus und Buddhisten. Darüber gibt es allerdings keine Statistiken.“
Was wir tun können
Können Christinnen und Christen aus Hessen und Nassau verfolgte Christen in anderen Ländern unterstützen? „Eine individuelle Unterstützung der verfolgten Christen ist sehr begrenzt“, erklärt Knoche. Oftmals gefährde das die Betroffenen sogar noch mehr. Besser sei es, die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen und dafür zu sorgen, das Thema auf eine politische Ebene zu bringen. Er ermutigt: „Auch das eigene Vorleben von Toleranz kann schon helfen.“
Anzahl der Christen wächst trotzdem
Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Trotz der Christenverfolgung in einigen Ländern steige die Anzahl christlicher Gemeinden, berichtet Open Doors. Alleine in Afrika und in Südamerika habe sich die Zahl der Christen seit den 70er Jahren verdoppelt und in Asien sogar verdreifacht.