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Neue Autobahnkirche

Die Ruhe nach der Raserei

Jonas SchulteRaum zum Innehalten, sich neu focussieren - direkt an der Autobahn im Siegerland

„Von außen ist sie bizarr weiß, von innen warm, einladend und freundlich!“, das sagt Architekt Michael Schumacher über sein neuestes Bauwerk, die Autobahnkirche an der A 45 zwischen dem nord-nassauischen Dillenburg und Siegen.

Jonas SchulteDie Kirche am Autohof Wilnsdorf mit ihren futuristisch anmutenden Türmen strahlt in ihrem Inneren Wärme aus

 „Wer auf der A 45 von Siegen Richtung Gießen fährt, der hat vier Mal die Chance, schon einen Blick auf die Kirche zu erhaschen. Man kann sie gar nicht verfehlen“, so Ute Pohl. Sie ist Vorsitzende des Autobahnkirchenvereins Siegerland, der den Bau der Autobahnkirche organisiert hat. Die Mitglieder des Vereins waren erfolgreich, denn am Sonntag, 26. Mai 2013, wird die Autobahnkirche der Öffentlichkeit übergeben.

Begeisterung lässt Kirche entstehen

Die Idee kommt aus dem Jahr 2009. Der Siegerländer Hartmut Hering war in Süddeutschland unterwegs und hat Rast in einer Autobahnkirche gemacht. Beigeistert von der Atmosphäre, stellte er dann aber doch fest: „So etwas gibt es bei uns im Siegerland nicht.“ Das sollte sich ändern. Hering hat schnell einige Mitstreiter gefunden, mit denen er sich im Autobahnkirchenverein Siegerland zusammengeschlossen hatte.

Platz für Ästhetik

Zusammen haben sie über 1,5 Millionen Euro Sponsorengelder erhalten und mit diesem Budget haben sie einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Den hat der Frankfurter Architekt Michael Schumacher gewonnen und war hocherfreut: „Architekten bauen gerne Kirchen, weil es da um den ästhetischen Wert geht und nicht so sehr um die Funktionalität.“ Schumachers Plan ist in knapp zwei Jahren Bauzeit Realität geworden. Von außen ist die Kirche weiß und hat zwei spitze Türme. Am Autohof Wilnsdorf, auf dem die Kirche steht, muss sie optisch mit den großen Werbetafeln von BurgerKing, einer Spielhalle und Tankstellen konkurrieren.

Wie in einer Bienenwabe

In den Innenraum gelangt man durch eine Brücke. Hat die Kirche von außen noch abstrakt und bizarr gewirkt, überrascht der Innenraum durch warme Farben und eine aufwändige, gerippte Holzkuppel. Sie ist vergleichbar mit den Waben in eines Bienenstocks. Der Blickfang ist ein großes, weißes Kreuz, das durch einen der Türme vom Tageslicht angestrahlt wird.

Die Autobahnkirche tut gut!

Wofür braucht man überhaupt eine Autobahnkirche? Auf diese Frage hat Ute Pohl vom Autobahnkirchenverein längst eine passende Antwort gefunden: „Wenn Sie aus dem Auto steigen, die Ohren dröhnen und der Körper noch immer mit dem Fahrgeräusch beschäftigt ist, dann bietet so eine Autobahnkirche Raum zum Innehalten, sich neu zu fokussieren. Wenn Sie dann weiterreisen, sind sie reloaded und können ihre Reise sicherlich verkehrssicherer fortsetzen.“

Die Autobahnkirche Siegerland auf dem Autohof Wilnsdorf an der A 45 ist schon die vierzigste ihrer Art in Deutschland. Jährlich besuchen rund eine Millionen Menschen die Gotteshäuser an den Autobahnen. Die Autobahnkirche Siegerland ist eine ökumenische Einrichtung. In naher Zukunft sollen dort auch Andachten und Gottesdienste stattfinden. 

In der Konzentration auf das, was ist,
kann sich so etwas wie ein Raum öffnen,
ein Gewahrsam schärfen für die Gegenwart Gottes.

(Carsten Tag)

Carsten Tag

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

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