Judenfeindlichkeit
EKD-Antisemitismusbeauftragter gefordert
Jörn von LutzauDavidstern an der Bad Nauheimer Synagoge06.08.2019 epd/red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Im Gespräch mit dem epd sagte Hein: „Wir haben wohl zu wenig darauf geachtet, was sich im Verborgenen tut. In den vergangenen Jahren hat sich eine starke Empörungskultur entwickelt. Rechte und Rechtsradikale haben davon sehr profitiert.“ Außerdem sagten jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus zwölf EU-Ländern laut einer Befragung: Der Antisemitismus sei deutlich spürbarer geworden.
Mord an Kasseler Regierungspräsident zeigt blinde Flecken
Es dürfe einfach keine blinden Flecke auf dem rechten Auge geben. „Das hat der Mord an Regierungspräsident Lübcke gezeigt. Es werden im rechten Spektrum Ressentiments und Hass geschürt, von denen ich gedacht hätte, dass sie längst überwunden wären“, so Hein.
EKHN beschäftigt sich unter anderem auf Synode mit Antisemitismus
Die wachsende Bedrohung durch Rechtsradikale und Antisemitismus thematisierte auch die Frühjahrssynode der EKHN. In einer Resolution forderten die Synodalen kirchliche Bildungseinrichtungen und politisch Verantwortliche auf, auf die Zunahme von Antisemitismus mit verstärkten Bildungs- und Präventionsmaßnahmen zu antworten. In den Schulen dürfe es kein Verdrängen antisemitischer Vorfälle geben.
Israels Existenzrecht darf nicht in Frage gestellt werden
Vor diesem Hintergrund regt Hein einen Antisemitismusbeauftragten in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefordert. Zwar seien die theologischen Fragen für ihn abschließend geklärt, aber die politischen Themen seien brennend: „Auf der einen Seite muss es möglich sein, die israelische Politik gegenüber den Palästinensern zu kritisieren. Auf der anderen Seite darf das Existenzrecht des Staates Israels niemals infrage gestellt werden“, sagt Hein.
Die evangelische Kirche sei gefragt, mehr Verständnis aufzubringen für einen Staat, der von Ländern mit ausgeprägter Israelfeindschaft umgeben sei. Nähe zu palästinensischen Christen dürfe nicht dazu führen, die moralische Verpflichtung aufzugeben, sich für das Existenzrecht Israels einzusetzen.
Antisemitismusbeauftragter soll beobachten, was sich in den Gemeinden tut
Ein EKD-Antisemitismusbeauftragter müsse zunächst einmal Ansprechpartner sein und genau beobachten, was sich in den Gemeinden tue. „All das, was in unserer Gesellschaft virulent ist, erreicht unsere Kirchengemeinden, also auch der wachsende Antisemitismus. Wir müssen vor der eigenen Haustür kehren“, fodert der Bischof.
Ganz wichtig sei zudem, Aufklärungsarbeit zu leisten. Dazu hätten die Evangelischen Akademien mit der Broschüre „Antisemitismus im Protestantismus“ gute Vorarbeiten geleistet.
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