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Ein Stück vom Glück

Flüchtlinge helfen einander

Rita Orfali (privat)Rita Orfali in der Hocke mit einem Kind im Arm.

Flüchtlinge helfen sich gegenseitig bei Umzügen oder als Dolmetscher bei Behördengängen. Sie tun das ehrenamtlich, denn Teilen und Helfen gehört zu ihrer Kultur. Da unterscheiden sich Christen nicht von Moslems.

Rita Orfali (privat)Rita Orfali verkauft KuchenKuchentheke beim Kulturfestival

Von Wael Deeb

Als 2015 außergewöhnlich viele Flüchtlinge in Deutschland ankamen, starteten die Deutschen viele freiwillige Initiativen, um Flüchtlinge zu unterstützen und ihnen ein neues Leben in Deutschland zu ermöglichen. Es meldeten sich aber sowohl bei den zuständigen Organisationen als auch privat Flüchtlinge, die anderen Flüchtlingen helfen wollten.

"Ehrenamtliches Engagement ist Teil meines christlichen Glaubens"

Die Christin Rita Orfali (45) war ehrenamtliche Arbeit in Syrien durch die Teilnahme an den von der katholischen Kirche organisierten Freiwilligenteams gewohnt. „Wir haben in der Kirche gelernt, Bedürftigen und Schwachen zu helfen," erzählt sie. „Als ich in Deutschland ankam, begann ich, in Bad Nauheim in der evangelischen Kirche Flüchtlinge zu unterstützen“.

Heute unterstützt Rita den Verein „Interkulturelle Kompetenz und Integration“ und verteilt Kleidung und Haushaltsgegenstände an Flüchtlinge. Sie begleitet auch viele Flüchtlinge zu Arztkliniken sowie zu Behörden, um ihnen bei der Übersetzung ins Deutsche zu helfen.

Rita zählt die positiven Aspekte auf, die sie während ihrer ehrenamtlichen Arbeit gewonnen hat: „Durch ehrenamtliche Arbeit habe ich beträchtliche Erfahrungen im Umgang mit offiziellen Stellen gesammelt. Ich habe viel über die deutsche Kultur gelernt und es half mir, meine Einbindung in die Gemeinschaft und meine Deutschkenntnisse zu verbessern“.

Anderen etwas zu geben ist ein wunderbares Gefühl

Der Elektroingenieur Lokman Abdo (31) kam im September 2015 aus Syrien nach Deutschland und engagierte sich einige Monate später beim Deutschen Roten Kreuz in Friedberg. „Meine Aufgabe bestand darin, Flüchtlinge bei Behördengängen zu begleiten und ihnen bei der Verwaltung ihrer Angelegenheiten zu helfen, zunächst in englischer Sprache“.

Lokman half auch Flüchtlingen bei Umzügen sowie bei der Vorbereitung und Durchführung deutsch-syrischer Festivals. Diese Arbeit hat ihm selbst etwas gebracht: „Anderen etwas zu geben ist ein wunderbares Gefühl, das die Solidarität stärkt. Meine größte Motivation war, dass ich Dutzende Deutsche sah, die uns in den ersten Asyllagern unterstützten. Warum haben wir uns dann nicht freiwillig bereit erklärt, uns gegenseitig zu helfen?“

Ehrenamtliches Engagement war auch für ihn nicht neu. Bereits in Syrien gab er Studenten kostenlosen Privatunterricht in Mathematik. „Als Muslim halte ich die Kultur der Freiwilligenarbeit für einen festen Bestandteil meiner Religion: Der Islam konzentriert sich darauf, Schwachen und Bedürftigen zu helfen“, so Lokman.

Flüchtlinge teilen Dinge und Lasten

Carmen Hobohm von der Migrationsberatung des Deutschen Roten Kreuzes im Kreisverband Büdingen e.V. berührte die Bereitschaft der Flüchtlinge, sich freiwillig zu melden: „Viele Flüchtlinge haben sich bei uns angemeldet, um als Ehrenamtliche zu arbeiten und ihre Unterstützung anzubieten. Viele machen das kurzfristig, nämlich dann, wenn die Hilfe gebraucht wird. Man kann die Leute immer anrufen und fragen ob sie nächste Woche Zeit haben.“

Hobohm ist davon überzeugt, dass die Kultur des Gebens ein Teil der Kultur vieler Flüchtlinge ist. „Flüchtlinge teilen oft Dinge und Lasten, denn darin liegt für viele ein Stück vom Glück“.

In der Konzentration auf das, was ist,
kann sich so etwas wie ein Raum öffnen,
ein Gewahrsam schärfen für die Gegenwart Gottes.

(Carsten Tag)

Carsten Tag

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

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