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EKD-Synode zur Orientierungshilfe

Kirchenpräsident Jung: „Die Familien-Debatte ist wichtig“

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Die Familien-Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche Deutschland wird seit ihrem Erscheinen stark kritisiert, auch von hochrangigen Kirchenvertretern. Als Mitautor steht auch EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung in der Kritik. Ein Gespräch mit ihm über Querelen und und Konsequenzen. Vom 10. bis 13. November ist die Orientierungshilfe auch Spitzenthema bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Düsseldorf.

EKHNVolker Jung diskutiert im InterviewVolker Jung diskutiert im Interview

ientierungshilfe Ehe Herr Kirchenpräsident, kaum eine Debatte hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Inneren zuletzt so umgetrieben wie die Diskussion um das Familienpapier.  Wie sehen Sie den aktuellen Diskussionsstand? 

Volker Jung: Die Debatte wird heftig geführt und sie ist sicher noch lange nicht zu Ende. Das ist auch gut so. Im EKD-Papier ist selbst als Ziel formuliert, dass eine evangelische Verständigung über Ehe, Partnerschaft und Familie im 21. Jahrhundert angestoßen werden soll. Die Debatte zeigt zunächst, dass eine solche Diskussion dran ist. Die Reaktionen auf den Inhalt des EKD-Textes waren und sind ganz unterschiedlich. Da gibt es viel Zustimmung auf der einen Seite dafür, dass der Text sich der Wirklichkeit stellt und dazu aufruft, unterschiedliche Formen, in denen Familie gelebt wird, zu akzeptieren. Und es gibt auf der anderen Seite scharfe Ablehnung, weil die klassische Familienkonstellation nicht ausreichend gewürdigt werde und die biblisch-theologische Begründung für die Akzeptanz anderer Formen zu schwach sei. 

Was ist dran an der Kritik?

Jung: In dem EKD-Papier wird die klassische Familienkonstellation als die Konstellation gesehen, in der die allermeisten Menschen leben und leben wollen. Das wird überhaupt nicht in Frage gestellt. Diese Konstellation wird aber auch nicht überhöht und idealisiert. Es wird betont, dass es darum geht, die Werte, die wir damit verbinden, auch zu leben: Verantwortung, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit, Partnerschaftlichkeit und Gerechtigkeit. Damit Familien das leben können, brauchen  sie Unterstützung – durch die Gesellschaft, durch den Staat und auch durch Kirche und Diakonie. Was die biblisch-theologische Begründung angeht, so ist zunächst zu sagen, dass wir auch in der Bibel den Wandel von Familienformen erkennen können. Jesus selbst beantwortet die Frage nach seiner Familie damit, dass diejenigen seine Schwestern und Brüder sind, die seinen Willen tun. Außerdem betont er, dass Institutionen um der Menschen willen da sind und nicht die Menschen um der Institutionen willen. Es wäre sicher gut gewesen, diese Sichtweise in dem Familienpapier stärker auszuführen und zu begründen. Auf dem Symposion der EKD zum Familienpapier Ende September in Berlin hat der Beitrag der Professorin für Neues Testament Christine Gerber dazu weitere gute Argumente geliefert.

Auf dem Symposion in Berlin zum Familienpapier war zuletzt aber auch starke Kritik zu hören. 

Jung: Ja, es war auch das Ziel der EKD, den kritischen Stimmen ausreichend Gehör zu geben. Insbesondere die beiden systematischen Theologen Wilfried Härle und Klaus Tanner haben das Papier zum Teil scharf kritisiert. Der Mainzer Professor für Neues Testament Friedrich-Wilhelm Horn hat es in seiner Intention gewürdigt, aber auch in manchen Aussagen problematisiert. Übereinstimmend haben übrigens alle vier darauf hingewiesen, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu akzeptieren sind. Obwohl in der Bibel Homosexualität abgelehnt werde, sei doch auch aus biblisch-theologischer Sicht eine andere Bewertung der Homosexualität möglich und nötig.  

Wie wird es nun weitergehen?

Jung: Die EKD plant, die Debatte über das Familienpapier – einschließlich der Referate in Berlin – in einem Reader zu dokumentieren. Ich kann nur allen raten, die sich dafür interessieren, sich selbst ein Bild zu verschaffen. Dazu empfehle ich auch die Lektüre der Orientierungshilfe. Manches, was in den Medien zu lesen ist, zeigt, dass der Text – wenn überhaupt – nur in Teilen gelesen wurde. Ich rechne damit, dass der Ratsvorsitzende in seinem Bericht vor der EKD-Synode im November noch einmal Stellung nimmt und dass dort auch debattiert wird. Ich begrüße das und betone noch einmal: Die Debatte ist wichtig!

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung ist in der hr-info-Sendung „Im Gespräch“ 25 Minuten lang zu hören. Bei den Moderatoren Oliver Günther und Lothar Bauerochse nimmt er Stellung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, zum Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland und den Vorgängen um den Limburger Bischof Tebarzt-van Elst.
Mehr zur Sendung und podcast hier.

In der Konzentration auf das, was ist,
kann sich so etwas wie ein Raum öffnen,
ein Gewahrsam schärfen für die Gegenwart Gottes.

(Carsten Tag)

Carsten Tag

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

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