Mach doch was du glaubst
Theologiestudierende im Lockdown
EKHN/Schwier-Weinrich30.12.2020 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
An der Universität Mainz, wo Valerie Voll im vierten Semester studiert, läuft nach ihren Angaben derzeit alles nur online. „Vorlesungen bekommen wir als Text oder als Podcast. Immer am gleichen Ort zu sitzen und auf den Bildschirm zu gucken, ist schon nervig“, bedauerte sie im Gespräch mit dem Bergsträßer Dekan Arno Kreh. Doch schlimmer habe es die Erstsemester getroffen, die im Gegensatz zu ihr noch gar keine Möglichkeit gehabt hätten, soziale Kontakte zu knüpfen. Es gebe keine Lerngruppen, die sich treffen könnten. Rückfragen bei Dozenten seien möglich, aber schwieriger als üblich. „An der Uni ist man sich mindestens einmal am Tag begegnet. Heute läuft man sich nicht mehr automatisch über den Weg.“
Alle sind nur noch genervt
Der Ort, an dem Valerie voll in der Regel vor dem Bildschirm hockt, ist ihre WG im Mainzer Stadtteil Gonsenheim. Ihre sonstigen Kontakte hat sie eingeschränkt. Treffen außerhalb fänden, wenn überhaupt, nur zu zweit, selten mal zu dritt statt. Dass Vorlesungen und Seminare auch in Zukunft weiterhin digital angeboten werden, wenn die Coronakrise beendet sein sollte, kann sich Valerie Voll ernsthaft nicht vorstellen. „Alle, ob Studierende oder Dozenten, sind nur noch genervt. Mich würde es sehr wundern, wenn digitale Angebote bestehen bleiben.“
Praktika und Büchergeld
Valerie Voll möchte nach der Zwischenprüfung die Uni wechseln und möglicherweise auch ein oder zwei Semestern im Ausland studieren. Praktisch bereitet sie sich auf den Pfarrberuf zunächst mit einem Kurs in der Mainzer Klinikseelsorge vor und sie hat Interesse an Praktika etwa in der Gefängnisseelsorge. Dekan Kreh sicherte ihr zu, Kontakte herzustellen und sie bei der Suche nach einem entsprechenden Praktikumsplatz zu unterstützen. Das Evangelische Dekanat greift Theologiestudierenden aus der Region Bergstraße auch finanziell unter die Arme: Pro Semester mit 50 Euro Büchergeld.
Studium mit Perspektive
In den Kirchengemeinden wird derzeit über die Zukunftsperspektiven der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) diskutiert, die von Mitgliederrückgang und deutlich geringerem Kirchensteueraufkommen geprägt sein wird. „An der Uni befinden wir uns in gewisser Hinsicht in einer Blase. Das, was auf uns als junge Pfarrerinnen und Pfarrer zukommen wird, nehmen wir derzeit nur am Rande wahr“, meinte Valerie Voll. Dekan Kreh versicherte, dass die EKHN auch in Zukunft ein verlässlicher Arbeitgeber sein werde: „Nicht unbedingt die Zahl der Mitglieder pro Gemeinde wird größer, aber die Größe der Gemeindebezirke. Die künftigen Pfarrerinnen und Pfarrer werden sich aber stärker als heute ihre Wirkungsstätte selbst aussuchen können.“
Die beruflichen Partitiven für Pfarrerinnen und Pfarrer gelten als sehr aussichtsreich. Pro Jahr möchte die EKHN mindestens 40 junge Pfarrerinnen und Pfarrer neu einstellen. Doch der Bedarf ist deutlich höher. Die „Baby-Boomer-Generation“ geht in den Ruhestand. Die Pensionierungszahlen steigen auf bis zu 100 jährlich.
Informationen zum Theologiestudium und anderen kirchlichen Berufen im Internet unter: machdochwasduglaubst.ekhn.de