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Kinderbetreuung

Wolf mag Kinder

Anne Schüßler

Wie verhalte ich mich, wenn ich einem fremden Hund auf der Straße begegne? Das lernen die Kinder in der evangelischen Kindertagesstätte „Schatzkiste“ in Herborn-Hörbach. Dabei spielen Wolf, Quentin und Olek eine ganz besondere Rolle.

Anne Schüßler

„Auf die Plätze, fertig, voran“, ruft Dieter Beetz laut über die Wiese des Kindergartens. Schon rennen Olek und Michel los. Michel gibt sich richtig Mühe und rennt so schnell er kann. Doch Olek gewinnt mit großem Vorsprung. Kein Wunder, denn Olek ist ein Hund, genauer: ein Golden Retriever. Michel dagegen ist ein 10-jähriger Junge und ein bisschen enttäuscht, dass er verloren hat, obwohl er doch im Leichtathletikverein ist. Aber eins hat er bei dem Wettrennen gelernt: „Ich werde jetzt auf keinen Fall vor einem Hund weglaufen, wenn ich Angst habe. Da habe ich eh keine Chance.“

„Ich weiß ja nicht, ob der Hund mich mag“

Alles rund um den besten Freund des Menschen lernen die Kinder in der evangelischen Kindertagesstätte „Schatzkiste“ in Herborn-Hörbach. Seit ein paar Wochen besuchen die Golden Retriever Olek und Quentin sowie der Schäferhund Wolf mit ihren Besitzern Monika von der Heyde und Dieter Beetz die Kinder.

Die beiden Tierliebhaber haben ihre Hunde extra für solche Zwecke ausgebildet. Bei so einem Besuch können die 15 Kinder zwischen fünf und zehn Jahren bei den Hunden Herzschlag und Puls fühlen oder die Mimik und Körpersprache eines Hundes besser kennenlernen. „Wenn ich einem fremden Hund auf der Straße begegne, dann frage ich jetzt zuerst den Besitzer, ob ich ihn streicheln darf und wie der Hund heißt“, sagt die siebenjährige Edith. „Ich weiß ja nicht, ob der Hund mich mag.“

Gute Spürnasen

Um zu testen wie gut die Nasen von Wolf und Olek sind, dürfen die Kinder einen Ball und ein Kuscheltier im Raum verstecken. Wolf und Olek müssen die Sachen danach finden. Das geht zur Überraschung der Kinder ziemlich schnell.

Ganz nebenbei hat Monika von der Heyde noch einen kleinen Trick parat. Wolf kann nämlich rechnen. Bravourös meistert er jede Aufgabe, die die Kinder ihm auf eine Tafel schreiben. Die richtige Lösung bellt er. Die Kinder sind mehr als begeistert. Den Trick dahinter möchte Monika von der Heyde erstmal nicht verraten. „Dann wäre ja die ganze Spannung weg“, lacht sie.

Tiergestützte Pädagogik ist schwierig umzusetzen

Genau das sei der Sinn des Projektes, erzählt die Leiterin der Kindertagesstätte Judith Metz. „Das Ziel der Aktion ist, dass Kinder von Fachleuten erklärt bekommen, wie sie mit einem Hund umgehen und dass sie erkennen lernen, wann ein Hund aggressiv oder aufmerksam ist und wann er nur spielen will.“

Sie und ihre Kolleginnen hätten oft bei Spaziergängen beobachtet, dass Kinder ohne Scheu auf fremde Hunde zugegangen seien und sie anfassen wollten. Andere Kinder hätten dagegen Angst gehabt. „Auch die Eltern erzählten mir oft, dass sie gerade im Umgang mit fremden Hunden unsicher seien und nicht genau wüssten, wie sie sich richtig verhalten sollten“, sagt Judith Metz. Das wollte sie unbedingt ändern und so entstand das Projekt der tiergestützten Pädagogik. „Leider ist es momentan nur ein Projekt. Ich würde gerne viel mehr Pädagogik mit Tieren anbieten, aber das ist gar nicht so einfach umzusetzen“, erzählt Metz.

Deshalb freut sie sich um so mehr über den jetzigen Erfolg von Olek, Quentin und Wolf. Zur Belohnung gab es für die drei dann eine Menge Leckerlis und eine zusätzliche Streicheleinheit von ihren Besitzern und den 15 Kindern.

In der Konzentration auf das, was ist,
kann sich so etwas wie ein Raum öffnen,
ein Gewahrsam schärfen für die Gegenwart Gottes.

(Carsten Tag)

Carsten Tag

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

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