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Diskussion

Ethik und Digitalisierung im Heimathafen

EKHNRege Beteiligung beim Gespräch mit Kirchenpräsident Jung (links, sitzend) und Dominik Hofmann, Gründer des Heimthafens in Wiesbaden

Kann digitale Technologie dem Menschen wirklich dienen oder ist sie nur profitgesteuert? Und wenn wir Digitalisierung gestalten können, welche Rolle hat die Kirche dabei? Über diese und andere Fragen haben sich der Kirchenpräsident Volker Jung und Dominik Hofmann, Gründer des Wiesbadener Gründerzentrums Heimathafen unter dem Motto „Wie kommt Ethik in die Digitalisierung“ ausgetauscht.

Rund fünfzig Gäste mussten im Wiesbadener Heimathafen eng zusammenrücken, um an der Diskussion über Ethik in der Digitalisierung zwischen Kirchenpräsident Jung und Dominik Hofmann, dem Gründer des Wiesbadener Gründerzentrums Heimathafen, teilzuhaben. Als „Digitalpraktiker“ waren zudem Birgit Heilig, Standortleiterin des Frankfurter Gründerzentrums „Social Impact Lab“, und Daniel Nowack von Yunus Social Business als Gesprächspartner dabei. 

Die Themen, die in der mehr als zweistündigen Debatte angerissen wurden, reichten von autonomen Waffen über Robotik in der Altenpflege, Künstliche Intelligenz bis hin zum Wandel der Arbeitswelt. 

Soziales Leben findet in sozialen Netzwerken statt

Dass Kirche offen sei für digitale Technologie und Kommunikation machte Kirchenpräsident Jung gleich zu Beginn sehr deutlich und wies dabei auch die Kritik des ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelische Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber zurück. Dieser hatte behauptet, Kirche beschäftige sich zu stark mit digitalen Themen. Von Anfang an die digitale Kommunikation als Falle oder „Twitterfalle“ zu bezeichnen, sei ein Irrweg, sagte Jung, denn soziales Leben fände heute auch in sozialen Netzwerken statt, „und deswegen sind wir als Kirche dort auch mit Menschen verbunden“. 

Segensroboter ist nicht gut angekommen

Dennoch müsse man die Menschen mit ihren Erwartungen an Kirche und auch mit ihren Ängsten ernst nehmen, so Jung. Das Experiment des Segensroboters, in dem mit einer sehr simplen Technik versucht wurde, Segen in eine digitale Sphäre zu bringen, habe zum Teil riesige Proteste ausgelöst. Für Jung ist deswegen klar, dass es Aufgabe der Kirche, aber auch eines jeden Menschen sei, digitale und analoge Welt in einer klugen Balance zu halten und sie gut miteinander zu verbinden. Denn Digitalisierung aufzuhalten – da sind sich alle einig – oder zurückzudrehen sei nicht möglich.

„Alexa, lass uns beten“

Auf die Frage aus dem Publikum, ob denn die Aufforderung „Alexa, lass uns beten“ eines Tages möglich sei, sagte Jung: „Das ist selbstverständlich möglich, aber es ist eben etwas anderes als mit Menschen zu beten. Wir müssen uns immer wieder fragen, was Digitalisierung mit uns macht, was verträglich ist und was nicht. Und das beantwortet ein 15-Jähriger sicherlich auch anders als ein 70-Jähriger.“

Wie sehr lässt sich Digitalisierung gestalten?

Heimathafen-Gründer und „Digitalpraktiker“ Dominik Hofmann wünscht sich von der Kirche, nicht nur die Debatten stärker zu gestalten, sondern auch die Digitalisierung selbst mit eigenen Produkten und Plattformen zu prägen. Wie stark die Digitalisierung vom Profitdenken gesteuert wird, und wie sehr sie in einer durchökonomisierten Welt überhaupt gestaltbar sei, stellten viele der Zuhörenden infrage.

Ob überhaupt noch voneinander getrennte Welten – digital und analog  – existieren und ob die Kirche dabei dann tatsächlich eher die analoge Welt repräsentiere, wurde den gesamten Abend über immer wieder neu verhandelt. Birgit Heilig vom Frankfurter Gründerzentrum „Social Impact Lab“ brachte das Dilemma auf den Punkt: „Ist Gott denn nicht im Grunde eine sehr virtuelle Realität?“

In der Konzentration auf das, was ist,
kann sich so etwas wie ein Raum öffnen,
ein Gewahrsam schärfen für die Gegenwart Gottes.

(Carsten Tag)

Carsten Tag

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

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