Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der EKHN zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular und auf facebook sind wir offen für Ihre Anregungen.

Menümobile menu

Künstliche Intelligenz

Wenn die erste Künstliche Intelligenz nach ihrem Schöpfer fragt

istockphoto © nadlaDatenautobahnMit einer eigenen Ethik ausgestattet, könnte eine Künstliche Intelligenz fragen: Wer hat mich eigentlich geschaffen?

Irgendwann wird eine autonome Maschine nach ihrem Schöpfer fragen. Davon ist Dr. Jörg Kopecz überzeugt. Der Neuro-Informatiker, der Physik und Theologie studiert hat, führte seine Zuhörer in einem Schnelldurchgang in die verzweigte Welt der Künstlichen Intelligenz und forderte ethische Rahmenbedingungen.

Die erste Voraussetzung für Künstliche Intelligenz (KI) seien die riesigen Datenmengen, die heute zur Verfügung ständen, erklärte der Professor für Unternehmensführung und digitales Transformationsmanagement an der FOM Hochschule Mannheim beim Treffen des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer im Haus der Chemie. Während sich nach dem Mooreschen Gesetz die Rechenleistung der Computer alle anderthalb Jahre verdoppele, sei die Entwicklungsgeschwindigkeit bei der KI-Entwicklung fünfmal so hoch. 

Datenmengen und Tempo für Menschen nicht mehr begreifbar

Nach dieser logarithmischen Regel sei der Computer nach drei Jahren 4mal so schnell, aber die KI 25mal so leistungsfähig. Und schon nach 4,5 Jahren sei der Computer bereits 8mal so schnell, die KI jedoch 125mal so weit entwickelt. „Wir müssen uns auf den Tag vorbereiten, an dem die erste KI nach ihren Schöpfer fragt“, sagte der KI-Forscher. „Wir brauchen ethische Rahmenbedingungen.“

Intelligente Systeme mit eigenständigerer Ethik

Die Robotik erscheine heute im Zeitalter der KI in sehr verschiedenen Formen. Neben dem viel zitierten Supercomputer gäbe es auch Schwarmintelligenzen, also weltweit verteilte Rechenleistungen. Diese könnten auf der Grundlage ihrer Programmierung  selber lernen und so am Ende auch eine eigene Ethik für ihr Handeln entwickeln. Die Programmierung käme zwar von Menschen, aber das System lerne weiter und treffe eigenständige Entscheidungen. 

Deshalb überlege die EU neben der individuellen Person und der juristischen Person noch eine dritte Person einzuführen. Welche Konsequenzen das für Steuerzahlungen oder für Straftaten habe, sei noch unklar. Kopecz provozierende Frage, wann die erste KI nach ihrem Schöpfer frage, zielt auf solche hochentwickelten Systeme, die eine Vorstellung von sich selbst hätten und ethisch entscheiden könnten.  

„Die autonomen Autos fahren sowieso besser als wir.“

Autonome Fahrsysteme würden selbstständig entscheiden, wer bei einem Ausweichmanöver überfahren werde, das Kind oder die Seniorin. „Wie gehen wir mit solchen KI-Entscheidungen um?“ Es sei keine Lösung, die Entscheidung autonomer Systeme abzulehnen. „Die autonomen Autos fahren sowieso besser als wir.“ Menschen würden mit Vorwissen, also mit Erfahrung arbeiten und weniger mit direkter Auswertung der „Daten“, die sie empfangen. Weiche Faktoren wie Vertrauen und Sympathie seien entscheidend bei menschlichen Entscheidungen. Deshalb vertrauen sich mancher lieber dem Arzt an, der „viel weniger Daten“ habe, als die „große digitale Analyse“.  Aber in anderen Fällen würde sich praktisch jeder auf die intelligenten Suchergebnisse von Google verlassen. 

Selbstoptimierung durch künstliche Biologie

Wie sich der Mensch in seiner Schöpfung ergänzen kann, zeigen heute schon Hardwaresysteme und Softwarelösungen. Als Beispiel führt Kopecz neuartige Exo-Skelette, mit deren Hilfe Querschnittsgelähmte wieder laufen könnten.  Durch solche Formen  künstlicher Biologie, als Hardware oder als Software, könnte der Mensch sich selbst optimieren. So berichtete der KI-Professor von einem Versuch, der gezeigt habe, wie Mensch und Maschine zusammenwachsen könnten. Die Versuchspersonen konnten mit Hilfe einer Hardware und Softwareanbindung den Erdmagnetismus als einen weiteren Sinn erleben. Als man ihnen das entsprechende Gerät wieder abnahm, hätten sie diesen zusätzlichen Sinn schmerzhaft vermisst. 

Eine neue industrielle Revolution steht vor der Tür

„Eine Welt autonomer Systeme könnte die Welt vielleicht retten,“ meint Jörg Kopecz. Dabei denkt er an sehr komplexe Aufgaben wie die Rettung des Klimas oder die Welternährung. Es gäbe schon heute eine solche Fülle hervorragender Daten, und eine so hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit, die kein Mensch mehr überblicken könne. Kopecz erinnerte daran, dass alle Vorhersagen über die Zukunft bisher falsch gewesen seien.

Vorstellbar sei es, dass sich Computer zu einer Superintelligenz zusammenschließen. Kopecz sieht hier eine „neue industrielle Revolution“. Wenn sich die Wahrnehmung sehr stark ändern werde, dann wird sich die Wirklichkeit „rasant ändern“. Allerdings sei dieser Prozess nicht gleich verteilt. Einige Lebensbereiche würde er extrem erfassen, andere nur wenig. 

[Pfarrer Hans Genthe]

In der Konzentration auf das, was ist,
kann sich so etwas wie ein Raum öffnen,
ein Gewahrsam schärfen für die Gegenwart Gottes.

(Carsten Tag)

Carsten Tag

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

Zurück zur Webseite >

to top