Einsam an Weihnachten
Telefonseelsorger: Glauben an das Gute bewahren
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23.12.2016
epd/red
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Hauptthemen der Telefonseelsorge - gerade an Weihnachten - seien Einsamkeit, Trennungen und Existenzängste. Die Weihnachtszeit bedeute eine Zäsur, erklärte die evangelische Seelsorgerin Martina Schmidt in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Der Alltag ist angehalten, viele Menschen bleiben zu Hause. Da können sich Gedanken und Sorgen verdichten.“ Sie übernehme regelmäßig Telefondienste an Heiligabend und erfahre: „Je einsamer die Menschen sind, umso größer ist die Idealisierung von Weihnachten. Das erhöht den Druck.“ Gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen Gerhard Schlett leitet sie Telefonseelsorge Gießen-Wetzlar.
Oft hörten die Seelsorger Sätze wie: „Ich kann nicht in die Kirche gehen, da sehe ich all die glücklichen Menschen.“ Er antworte dann zum Beispiel: „Glauben Sie, dass tatsächlich alle Menschen um Sie herum glücklich sind?“, sagte Schlett. Dadurch entstehe ein Perspektivwechsel. Es gehe in den Gesprächen häufig darum zu hören, welche Möglichkeiten, welche Ressourcen der Anrufer hat.
„Auch aktuelle Themen kommen hier schnell an“, sagte Schmidt. Unsicherheit und Bedrohungsgefühle hätten zugenommen, weil die Anschläge näher gekommen seien, berichtete Schlett. Die Menschen suchten dann einen „Raum, in dem sie ihre Sorgen, Ängste und ihr Berührt-Sein thematisieren können“.
In einer angstmachenden Zeit wie im Moment sei es wichtig, gut auf sich zu achten. Schlett riet, „sich nicht den Glauben nehmen zu lassen, dass es noch Gutes gibt. Dafür steht Weihnachten als Fest der Hoffnung.“
Die Rufnummer der Telefonseelsorge 0800-1110111 / 0800-1110222 ist 24 Stunden täglich erreichbar. Sie ist anonym und gebührenfrei.
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