Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote der EKHN zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular und auf facebook sind wir offen für Ihre Anregungen.

Menümobile menu

Musical auf youtube schauen

Musikalisches Portrait über Martin Niemöller

EKHN/Archiv/MdhsMartin Niemöller: Erster Kirchenpräsident der EKHN und führendes Mitglied der Bekennenden Kirche

Als junger Mann war er beim Militär als U-Boot-Kommandant, später hat sich Martin Niemöller als Kirchenpräsident für den Frieden engagiert. Davon erzählt das musikalische Portrait „Welch ein Leben“, das am 20. Juni auf dem Kirchentag in Dortmund uraufgeführt wurde. Jetzt kann der erste Teil auf youtube geschaut werden.

Uraufgeführt wurde das Musical über Niemöllers Leben auf dem Kirchentag in Dortmund 2019. Jetzt steht Musical auf youtube für alle zur Verfügung. Gut eine Stunde lang ist der erste Teil des Musicals.

Innerere Kämpfe und Kampf gegen Nationalsozialismus

Dabei geht es um die Geschichte eines Mannes, der als Symbolfigur der evangelischen Opposition gegen den Nationalsozialismus gewürdigt wird. Das Musical erzählt von wesentlichen Ereignissen, inneren Kämpfen und der Glaubenszuversicht im Leben von Martin Niemöller.

Niemöller war erster Kirchenpräsident der EKHN

Hinter dem Werk stecken der Greifensteiner Musikproduzent und Liedermacher Siegfried Fietz sowie der Frankfurter Theologe Helwig Wegner-Nord. Sie zeichnen ein musikalisches Porträt des ersten Kirchenpräsidenten der EKHN, Martin Niemöller, in Texten und Liedern. Dabei stehen zwei Stationen im Leben Niemöllers im Mittelpunkt: Zum einen das Jahr 1940, als er „persönlicher Gefangener“ Adolf Hitlers im Konzentrationslager Sachsenhausen war, zum anderen das Jahr 1972, kurz nach seinem 80. Geburtstag in Wiesbaden. 

„Was würde Jesus dazu sagen?“

1940 – zu diesem Zeitpunkt war Niemöller seit drei Jahren Häftling, isoliert und getrennt von den Mitgefangenen. Als Sprecher aus der Ich-Perspektive berichtete Helwig Wegner-Nord über Erlebnisse Niemöllers, erinnert an seine erste Begegnung als Junge in einer Weberei mit der Frage „Was würde Jesus dazu sagen?“, die ihn ein Leben lang begleitete, und an seine Zeit bei der kaiserlichen Marine. Als Leutnant zur See war Niemöller im Ersten Weltkrieg freiwillig bei der U-Boot-Flotte im Einsatz. 

Von Schuld und christlicher Verantwortung

An Bord von „U39“ haderte er mit sich und es war ihm nicht wohl. „Was würde Jesus dazu sagen, dass wir Menschen getötet haben, nur weil sie Franzosen oder Engländer waren?“, stellt Helwig Wegner-Nord Niemöllers Zweifel in den Raum. Aber: „Damals dachte ich nicht, dass man Schuld auf sich laden würde, wenn man fürs Vaterland eintreten würde.“ Mit 26 Jahren fühlte sich Niemöller von der politischen Entwicklung – vom stolzen Kaiserreich zu einer Republik – enttäuscht, wollte mit seiner Frau nach Südamerika auswandern, um dort als Bauer zu leben. Die Inflation ließ diesen Traum platzen.

Widerstand gegen das NS-Regime

Er entschloss sich, wie sein Vater und sein Bruder, Theologie zu studieren. So wurde er Pfarrer in Dahlem. »Es war die Zeit, in der Hitler Zulauf bekam. In dieser Zeit war ich mit Dietrich Bonhoeffer zusammen, mit dem ich viel diskutiert habe«, zitiert Helwig Wegner-Nord Martin Niemöller. Als die Pfarrer den Ariernachweis erbringen mussten, verweigerte Niemöller diesen. Viele Pfarrer folgten ihm, bereits damals wurde er von der Geheimen Staatspolizei beobachtet. 

Christliche Verantwortung sei auch politische Verantwortung: „Als Christen und Kirchenleute haben wir uns in der Verantwortung für das Volk gesehen, nicht um Politik zu machen, sondern um das Evangelium zu verkünden.“ Seine Haltung brachte ihm die Amtsenthebung, Predigt- und Redeverbot. Niemöller ignorierte das, hielt weiterhin Konfirmandenstunden, Beerdigungen und Gottesdienste. Am 1. Juli 1937 wurde er verhaftet. In der musikalischen und textlichen Rückschau stellt Niemöller 1972 angesichts der Gräueltaten zwischen 1933 bis 1945 die Frage an Gott: »Wo bist Du die vier Jahre vor meiner Inhaftierung gewesen?« 

Für Frieden und Versöhnung im Kalten Krieg

Der Pfarrer, den Hitler nicht brechen konnte, setzte sich fortan für den Frieden ein, sprach sich gegen die Bundeswehr aus, trat vor Studenten und Gläubigen im In- und im Ausland auf und hielt Reden auf Kundgebungen. Niemöller galt als der Mann, der widerstand. Er kämpfte mit aller Macht für Frieden und Versöhnung. Als er 1952 – der Kalte Krieg war im Gange – einer Einladung der Orthodoxen Kirche in Moskau folgte, wurde er als »Handlanger Moskaus« bezeichnet, und der »Spiegel« titelte »Der mit Benzin löscht«. Er wollte Versöhnung schaffen und etwas für den Frieden tun. 

In einen Indianerstamm aufgenommen - „Der auf dem rechten Weg wandelt“

In Wiesbaden ließ sich Niemöller 1954 von Atomwissenschaftlern die Wirkung der Atomwaffen erklären. Vier Jahre später wurde beschlossen, dass auch Deutschland Atomwaffen haben solle. Niemöller nahm kurz darauf in London am ersten Ostermarsch teil. 1959 hielt er in Kassel eine Rede, wegen der er vom damaligen Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß wegen Beleidigung der Bundeswehr angezeigt wurde. „Strauß war nicht der einzige, viele haben sich über mich geärgert, aber es gab auch sehr viele, die mir auf die Schulter klopften“, heißt es in einem Text. 

Später wurde Niemöller Ehrenbürger Wiesbadens und Ehrendoktor, er bekam den Lenin-Friedenspreis und weitere Auszeichnungen. Eine ganz besondere erhielt er 1963 von Indianern in Nebraska: Er, Pfarrer aus Deutschland, wurde in den Indianerstamm aufgenommen und wegen seiner Haltung in der NS-Zeit zum Ehrenmitglied ernannt. Sein indianischer Name: »Der auf dem rechten Weg wandelt«.

Porträt soll Impulse für gesellschaftliche Debatten liefern

Mit „Welch ein Leben“ ist Fietz und Wegner-Nord ein sehr persönliches Porträt des ersten Kirchenpräsidenten gelungen. Die Beschreibungen aus der Ich-Perspektive, kombiniert mit den poppigen Liedern mit bewegenden Texten zeichnen 35 Jahre nach Niemöllers Tod das aufregende wie auch widerspruchsvolle Leben und Wirken Niemöllers als U-Boot-Kommandant, als Widerstandskämpfer und Gefangener Hitlers sowie als Friedensaktivist beeindruckend nach. Ein musikalisches Denkmal soll es nicht sein, sondern vielmehr Impulse für gesellschaftliche Debatten geben. 

[Katrin Weber / red]

In der Konzentration auf das, was ist,
kann sich so etwas wie ein Raum öffnen,
ein Gewahrsam schärfen für die Gegenwart Gottes.

(Carsten Tag)

Carsten Tag

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von gettyimages / rusm

Zurück zur Webseite >

to top