Umsicht mit dem Weihnachtsbaum
Weihnachtsbäume zaubern einfach eine einzigartige Stimmung an den Feiertagen in die Wohnzimmer. Allerdings stimmen die großen Schäden in den Wäldern einige Menschen nachdenklich. Welche Möglichkeiten gibt es, möglichst umweltschonend, aber doch festlich das Weihnachtsfest zu gestalten?
Gehört ein Weihnachtsbaum zu Weihnachten? Die Radio-Redakteurin Charlotte Mattes hat sich entschieden: „Wir werden uns einen Baum mieten.“ Für die junge Mutter ist wichtig: „Unsere kleine Tochter soll erleben, dass Weihnachten etwas ganz Besonderes ist.“ Dabei haben sich Charlotte Mattes und ihr Partner die Entscheidung nicht leicht gemacht. Denn wenn Charlotte Mattes in den vergangen Jahren nach Weihnachten durch die Innenstädte im Rhein-Main-Gebiet lief, hat sie festgestellt: „Da lagen die abgeschmückten Bäume tot auf den Bürgersteigen. Und ich dachte: Welche Verschwendung!“ Tatsächlich wurden im letzten Jahr fast 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft – und viele landeten bei den Entsorgungsbetrieben.
Weihnachtliche Atmosphäre und die Klimakrise
Doch an das Fest mit einem echten Weihnachtsbaum hat die 30-Jährige äußerst positive Erinnerungen: „Ich habe den Nadelduft sehr geliebt.“ Für die weihnachtliche Atmosphäre hat sie als Kind selbst aktiv Hand angelegt: „Meine Mutter und ich haben selbst den Weihnachtsbaum geschlagen. Ich war sehr stolz, wenn ich es geschafft habe, ihn mit der Axt zu fällen.“ Aber angesichts der Klimakrise empfindet sie es als nicht mehr stimmig, mit einem gefällten Baum Weihnachten zu feiern. Sie hat sich gefragt: „Welchen Sinn ergibt es, einen Nadelbaum zu fällen, der nur wenige Wochen in meiner Wohnung steht – und dann auf dem Müll landet?“
Große Sympathien für den Nadelbaum
Charlotte Mattes will trotzdem nicht auf einen Baum verzichten. So ergeht es auch Dr. Klaus-Volker Schütz, dem Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land: „Christfest ohne Christbaum geht für uns nicht.“ Seine Frau und er haben sich seit Jahren für ein kleineres Exemplar im Topf entschieden, den sie beim Gärtner in der Nähe besorgen. Das Nadelbäumchen begleitet das Weihnachtsfest der beiden dann mehrere Jahre. Propst Schütz berichtet: „Geschmückt wird er mit Strohsternen und kleinen Holzfiguren – und natürlich mit Kerzen.“
Leuchtender Baum als Symbol für das „Licht der Welt“
An Baumkerzen erinnert sich auch Charlotte Mattes. Als Kind hat sie erlebt: „Wir hatten noch echte Kerzen. Und wenn der Weihnachtsbaum dann so schön erleuchtet war, die Kugeln glänzten und die Geschenke darunter lagen – das war einfach Weihnachten pur.“ Diese Erfahrung kann Dr. Wolfgang Schürger, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der evangelischen Kirchen in Deutschland, gut nachvollziehen: „Ein geschmückter und leuchtender Weihnachtsbaum kann zum Sinnbild für die Botschaft von Weihnachten werden.“ Denn an den dunklen Wintertagen mache die Lichtsymbolik deutlich, was die Geburt Christi bedeute: „Christus ist das Licht der Welt.“ Der Umweltbeauftragte plädiert dafür, diese starke Symbolik weiterzuführen. Er betont. „Ich verstehe, dass Menschen mit einem Weihnachtsbaum feiern möchten. In unseren Breiten ist der Weihnachtsbaum ein wichtiges Kulturgut.“ Propst Schütz pflichtet ihm bei.
Lebenskraft und Vergänglichkeit
Für den evangelischen Propst Klaus Schütz dient der Weihnachtsbaum in unserem Brauchtum der Vorbereitung und Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Er erklärt: „Manches im Jahres- und Lebenskreis hat Schlüsselsymbole: Adventskranz, Osterei, das Osterfeuer die Taufkerze und die Kerze auf dem Grab zum Totengedenken. In diese Reihe gehört auch der Christbaum.“ Vor allem bei Kindern wirkten diese Symbole noch kraftvoll und unmittelbar. Zudem spielten in vielen religiösen Bräuchen rund um den Globus bestimmte Pflanzen eine besondere Rolle, wie beispielsweise die Blumenketten im Hinduismus. In der christlichen, mitteleuropäischen Tradition haben Nadelbäume für die Feier der Geburt Christi einen besonderen Platz. Der promovierte Theologe Schütz erklärt: „Pflanzen symbolisieren Wachstum, Lebenskraft; sie stehen für die Freude an der Schöpfung aber auch für Vergänglichkeit.“
Plastik-Baum ist keine nachhaltige Lösung
Deshalb kommt für den rheinhessisch-nassauischen Propst auch kein lebloser Plastikbaum in Frage. Aber seine Meinung hat noch einen anderen Grund: „Es ist genug Plastik in der Welt und wir wissen, welche Probleme wir haben, es loszuwerden.“ Die Ökobilanz von Plastikbäumen schneidet auch aufgrund des langen Transportweges aus China besonders schlecht ab. Zudem ist die Produktion mit Polyvinylchlorid besonders energieintensiv. Laut Presseberichten kommt der Biologe Clint Springer zu dem Schluss, dass man einen künstlichen Weihnachtsbaum 20 Jahre lang behalten müsste, bis seine Ökobilanz günstiger ausfalle als der Kauf von 20 echten Bäumen.
Bäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft und Exemplare zum Mieten
Den Wald mit einem Plastikbaum zu schonen, ist also keine echte Alternative. Wolfgang Schürger greift die Zweifel von Menschen auf, denen das Wohl der Natur am Herzen liegt: „Ja, der Wald ist gerade in Zeiten des Klimawandels eine wichtige Ressource. Deshalb ist wichtig, dass wir ihn nachhaltig bewirtschaften.“ Deshalb empfiehlt er auch einen „echten“, gefällten Baum: „Beim Weihnachtsbaum-Kauf sollte darauf geachtet werden, ein Exemplar zu wählen, das mit einem Siegel gekennzeichnet ist, das für nachhaltige Forstwirtschaft steht.“ Empfehlenswerte Siegel seien: das EU-Biosiegel, das FSC-Zertifikat sowie die Label von Naturland, Bioland und demeter. Über einen Bio-Baum hat auch Charlotte Mattes nachgedacht: „Das wäre auf jeden Fall `Plan B´ gewesen.“ Aber sie hat sich für einen Weihnachtsbaum zum Mieten eines Verleihers in Mainz entschieden. Das unversehrte Exemplar kam Anfang Dezember bereits per Post an und akklimtisiert sich noch im kühlen Flur. Ihre Tochter ist begeistert: "Unsere Kleine zeigt immer auf das Bäumchen und sagt: `Baum-Baum´."
Abwägen: notwendig – oder nicht?
Propst Klaus Schütz hat sich zwar auch für einen Baum mit Wurzeln entschieden, einen gefällter Bio-Baum würde er grundsätzlich ebenfalls ins Auge fassen - auch wenn dann das Leben der Pflanze beendet werde. Der Theologe Schütz erklärt: „In der Schöpfung hängt alles mit allem zusammen. Die Schöpfungstheologie zeigt, dass wir Teil eines großen Ganzen sind und nicht leben können, ohne Teile der Schöpfung zu verletzen und zu verbrauchen. Das lehrt uns Ehrfurcht im Umgang mit allen Ressourcen auf diesem Planeten, auch mit den Bäumen.“ Der evangelische Umweltbeauftragte Dr. Schürger pflichtet ihm bei und ergänzt: „Aber Gott hat Leben in Fülle geschaffen – nachhaltige Entscheidungen können es erhalten.“ Dabei erinnert er an die Worte von Albert Schweitzer: „Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge, sondern Leben inmitten von Leben, das auch leben will!“ Deshalb geht auch der evangelische Umweltbeauftragte Schürger zur Weihnachtszeit mit Bedacht vor: „Wir arrangieren grüne Zweige mit Kerzen und Kugeln auf dem Wohnzimmertisch.“ Er verzichtet auf einen Weihnachtsbaum. Allerdings sei die Dekoration auch an die Wohnungsgröße angepasst.
Baumschmuck, Beleuchtung und Geschenke im Blick behalten
Um das Weihnachtsfest im Sinne der „Bewahrung der Schöpfung“ zu gestalten, kommt es allerdings nicht nur auf den Baum an. Umweltreferent Schürger betont: „Es geht auch darum: Ist die Beleuchtung sparsam? Ist die Dekoration umweltfreundlich? Und: Was liegt unter dem Weihnachtsbaum – also sind die Geschenke nachhaltig?“ Für alle, die ihr Weihnachtsfest nachhaltiger planen möchten, weist er deshalb auf folgende Empfehlungen hin:
Tipps für ein nachhaltiges Weihnachtsfest:
Verzicht auf Plastik-Weihnachtsbaum:
Aufgrund des Ausgangsmaterials und der oft langen Transportwege hat der Weihnachtsbaum aus Kunststoff eine ungünstige Ökobilanz. Zudem landet er später auf dem Plastikmüll und kann damit nicht in den natürlichen Kreislauf zurück geführt werden. Deshalb wird empfohlen, eine andere Alternative zu wählen
Bio-Weihnachtsbäume mit Siegel
Diese Weihnachtsbäume werden nach Maßstäben der ökologischen Landwirtschaft angebaut. Das heißt: Hier wird auf Pflanzengifte verzichtet. Auf diese Siegel kann geachtet werden: Bio, Bioland, Naturland, FSC.
Weihnachtsbaum zum Mieten
Hier erhält man einen Weihnachtsbaum mit Wurzelballen im Topf.Er lässt sich bei den entsprechenden Anbietern direkt am Stand vor Ort abholen, oder online bestellen. Zudem gibt es Abholungs-Termine.
Eigener Weihnachtsbaum im Topf für den Balkon
Gute Erfahrungen wurden mit der Koreanischen Zwergtanne gemacht , denn ihre Größe bleibt handlich. Allerdings reagieren Nadelbäume empfindlich auf große Temperaturschwankungen. Deshalb sollte man eine möglichst milde Witterung abpassen, wenn man den Baum ins Haus holen möchte. Dann sollte der Baum einige Tage in einem kühlen Flur oder einer kühlen Garage stehen, um sich langsam an die Innen-Temperaturen zu gewöhnen. Soll er nach Weihnachten wieder raus, sollte er sich langsam in einem kühleren Raum wieder an frischere Temperaturen gewöhnen. Und wichtig: Gießen nicht vergessen.
Eigener Weihnachtsbaum im Topf zum Auspflanzen im Garten
Bereits beim Kauf sollte eine geeignete Baumart gewählte werden: Rotfichte, Kiefer und Douglasie eigenen sich gut, die Nordmanntanne überlebt das Auspflanzen aufgrund ihrer empfindlichen Pfahlwurzel meist nicht. Zudem sollte auf eine gesunde Pflanze mit kräftigen, unbeschädigten Wurzeln geachtet werden. Nach Weihnachten sollte der Baum an einen hellen und kühlen Standort gestellt werden. Sobald die Temperaturen im Plusbereich sind kann er im Garten an einen geeigneten Standort mit ausreichend Platz ausgepflanzt werden.
Nachhaltige Beleuchtung
Empfohlen wird, die Weihnachtsbeleuchtung auf LED-Lämpchen umzustellen, denn LED-Modelle verbrauchen bis zu 90 Prozent weniger Strom als herkömmliche Lichterketten. Der BUND rät, sich für die Außenbeleuchtung für eine solarbetriebene LED-Beleuchtung zu entscheiden. In Innenräumen belasten kabelgebundene Modelle weniger die Umwelt als batteriebetriebene, die selten fachgerecht entsorgt werden. Zudem sollte darauf geachtet werden, das Licht nicht zu lange brennen zu lassen.
Kerzen aus Rapsöl, Bienenwachs oder –Bio-Stearin
Viele Kerzen bestehen aus Paraffin, also Erdöl und sind somit wenig nachhaltig. Empfohlen werden stattdessen Kerzen, deren Ausgangsstoffe wie Bienenwachs oder Wachs aus gentechnikfreiem Rapsöl regional hergestellt werden. Stearin besteht zwar auch aus einem nachwachsenden Rohstoff, der aber häufig von Palmölplantagen gewonnen wird, für die Urwald gerodet wurde. Mittlerweile gibt es allerdings Hersteller, die Stearin-Kerzen aus u.a. aus Schlachtabfällen und Rapsöl herstellen. Beim Kauf sollte auf zertifizierte Bio-Kerzen geachtet werden. Beim Abbrennen können Kerzen auch Ruß und Schwefel abgeben. Das RAL-Gütezeichen signalisiert Schadstofffreiheit.
Nachhaltiger Baumschmuck
Farbige Christbaumkugeln sind zum Teil mit chemischen Substanzen beschichtet, Lametta aus Stanniol enthält Blei, auch Schnee- und Glitzersprays sind ungünstig, da ein besprühter Baum nicht mehr kompostiert werden kann. Empfehlenswert sind statt dessen: Figuren aus Filz, Holz, Papier und Salzteig, und Strohsterne, Nüsse, Plätzchen.
weitere Tipps für ein nachhaltiges Weihnachtsfest
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