Kirche kritisiert CETA
„Über die möglichen CETA-Verlierer wurde zu wenig gesprochen“
showcake/istockphoto.comWird Ahornsirup aus Kanada bald billiger?16.02.2017 sto Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
ZGVDr. Brigitte Bertelmann, Referentin für Ökonomie im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHNFür das Handelsabkommen CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) mit Kanada stimmten 408 Abgeordnete des Europaparlaments, 254 Abgeordnete waren dagegen, 33 enthielten sich. Zu den Befürwortern zählten vor allem Konservative, Liberale und Sozialdemokraten. Mit Nein stimmten neben den Grünen auch Vertreter der Linken, Euroskeptiker und Rechtsextreme. Die Teile des Vertrages, für die die EU allein zuständig ist, können nun voraussichtlich im April in Kraft treten, wenn auch das kanadische Parlament zugestimmt hat.
Welche Vor- und Nachteile bringt CETA?
Ob CETA für die Menschen Vorteile bringt, ist nach Ansicht von Dr. Brigitte Bertelmann, Ökonomie-Referentin im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN (ZGV), schwer vorauszusagen:
„Eine Erweiterung des Handels durch den Abbau von Zöllen und Zulassungsbeschränkungen zum Beispiel durch die Angleichung technischer Standards kann für Unternehmen aus den bereits genannten Branchen Vorteile bringen. Davon könnten auch Arbeitnehmer/innen profitieren, wenn dadurch Arbeitsplätze gesichert werden. Ebenso könnten Kunden profitieren, wenn Kostensenkungen in Form von niedrigeren Preisen weitergegeben werden. Aber gleichzeitig kann sich auch der Wettbewerbsdruck erhöhen, was zu Nachteilen für weniger wettbewerbsstarke Unternehmen und möglicherweise zu einer Verschärfung regionaler Ungleichgewichte innerhalb der EU führen kann. Über die möglichen Verlierer wurde zu wenig gesprochen.”
Das ZGV und die Evangelischen Kirchen in Hessen haben schon früh auf die negativen Folgen der transatlantischen Handelsabkommen (TTIP und CETA) für die Entwicklungs- und Schwellenländer hingewiesen. „Sie schlossen sich damit inhaltlich auch Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst und dem Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. an. Angesichts der strittigen Punkte und unklaren Folgen für Beschäftigung, Sozialstandards, Umwelt- und Klimaschutz auf verschiedenen Handlungsebenen forderten sie einen breiten, offenen Diskurs über die Ziele einer zukunftsfähigen Politik, die Handel als sinnvolles Mittel zur Wohlfahrtssteigerung versteht, nicht primär als machtpolitisches Instrument. Diese Diskussion, die die Handelsverträge auch auf ihre Vereinbarkeit zu sozial-, entwicklungs- und umweltpolitischen Zielen überprüfen müsste, fand in der erforderlichen tiefe und Differenziertheit leider nicht statt”, so Dr. Brigitte Bertelmann.
Die Arbeit an fairen Handelsabkommen müsse weitergehen, fordert Dr. Brigitte Bertelmann im ausführlichen Interview