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Interreligiöser Dialog

Evangelische Kitas mit Kindern unterschiedlicher Religionen im Advent

© Getty Images, mediaphotosEngel bastelnFrage aus der evangelischen Kita im Advent: "Haben die Engel auf das Baby aufgepasst?"

Die Gruppen in evangelischen Kindertagesstätten sind zum Teil recht bunt: Es gehören evangelische Kinder dazu, aber auch muslimische oder atheistisch geprägte. Wie gelingt es, das christliche Profil zu leben und gleichzeitig die Kleinen mit ihren unterschiedlichen weltanschaulichen Prägungen zu würdigen und zu integrieren?

600 evangelische Kindertagesstätten gehören zur EKHN, die fast 40.000 Kinder besuchen. 40 Prozent von ihnen sind evangelisch, 42 Prozent gehören einer anderen oder keiner Religion an. Die unterschiedlichen weltanschaulichen Prägungen der Kinder berücksichtigen die Erzieherinnen und Erzieher in den evangelischen Kitas auch in der christlich geprägten Advents- und Weihnachtszeit. „Kein Kind wird genötigt, kein Kind wird ausgeschlossen“, erklärt Sabine Herrenbrück, Leiterin des Fachbereichs „Kindertagesstätten“ im Zentrum Bildung der EKHN. Dabei hat sie allerdings das evangelische Profil im Blick: „Wie bei jedem anderen christlichen Fest, das in der Kindertagesstätte gefeiert wird, ist auch Weihnachten ein Fest, das zur Religion und Kultur der Evangelischen Kita und Ihrer Kirchengemeinde gehört.“ Sie präzisiert: „Selbstverständlich wird das Fest als Feier der Geburt von Jesus, Gottes Sohn, gefeiert und davon auch erzählt. Es gibt Adventskränze und Adventskalender.“ Zudem würden Adventslieder werden gesungen und vielfach auch Krippen aufgestellt. Alle Kinder und Familien seien eingeladen daran teilzunehmen und sich in einer für sie selbst angemessenen Form zu beteiligen: Kinder ohne Religionszugehörigkeit, evangelisch getaufte Kinder, Kinder mit anderer Konfession oder Religion.

Interkonfessionelle Erfahrungen einbinden: Weihnachten in Italien und Russland

Dabei bringen Kinder, die über die Kita hinaus Familientraditionen zu  Advent und Weihnachten erleben, auch ihre eigenen Erfahrungen und Ideen ein. Die Fachbereichsleiterin hat erlebt: „So erzählen Kinder, deren Familie Wurzeln in Italien haben, beispielsweise von italienischen Weihnachtskuchen und bringen ihn zum Probieren für alle mit. Oder Kinder mit russischen Wurzeln zeigen Bilder von Väterchen Frost.“ Solche Erfahrungen würden in den Kita-Alltag einbezogen. Sabine Herrenbrück erklärt das Ziel: „So wird erlebbar, dass dieses christliche Fest in verschiedenen Kulturen unterschiedlich gefeiert wird, es aber auch Gemeinsamkeiten gibt.“ 

Keine künstliche Inszenierung von Festen anderer Religionen

Die Feste anderer Religionen, wie beispielsweise den muslimischen Ramadan, inszenieren die evangelischen Kindertagesstätten in der Regel nicht. Die Pädagogin erklärt die Gründe: „Dies wäre nicht authentisch möglich und es wäre nur ein `Tun als ob´.“ In der religionspädagogischen Arbeit habe sich gezeigt: Nur wer selbst einer Religionsgemeinschaft angehöre und in ihrer Fest-Tradition stehe, könne ein religiöses Fest seiner eigenen Tradition feiern und andere dazu einladen. So werde das Fest authentisch erlebbar. Es sei dann möglich, die religiösen Bezüge von innen heraus zu erklären. 

Interreligiöser Dialog in der Praxis

Allerdings greifen die Erzieherinnen und Erzieher in den evangelischen Kitas die unterschiedlichen religiösen Prägungen der Kinder durchaus auf. „Viele Kitas verfügen über einen interreligiösen Festkalender und die Fachkräfte kennen die Religionszugehörigkeiten der Familien. So ist es dem pädagogischen Team möglich, den Familien zu ihren jeweiligen Festtagen zu gratulieren“, erläutert die evangelische Fachbereichsleiterin Herrenbrück.

So würden Kinder und Familien eingeladen, über ihre religiösen Feste zu berichten und einen Aspekt davon in der Kita für die anderen Kinder erlebbar werden zu lassen. Beispielsweise werde das Fastenbrechen als Festessen anschaulich gezeigt und mit einer Erzählung über Mohammed verbunden. Dabei werde auch erklärt, was der Prophet für Muslime bedeute. Sabine Herrenbrück erzählt: „Solche Feiern werden dann von Angehörigen der jeweiligen Religion vorbereitet und die Fachkräfte und Kitakinder anderer Konfessionen und Religionen, sowie konfessionslose Kinder und manchmal auch die Eltern werden eingeladen, etwas von diesem Fest zu erleben und kennen zu lernen.“  So könnten die Kinder von Anfang an verstehen: 1. Alle Menschen feiern Feste. 2. In den Religionen werden unterschiedliche Feste gefeiert. 3. Es gibt dazu immer einen Anlass und eine Geschichte.
Dabei erleben die Kita Kinder unmittelbar interreligiösen Dialog in der Praxis, Sabine Herrenbrück beschreibt: „Man kann die Geschichten und Feste anderer erleben - und von den eigenen kann man anderen erzählen und dazu einladen, mitzufeiern.“

Christliche Tradition im Advent

Doch wie steht es um die christlichen Traditionen? „Die Adventszeit und das Weihnachtsfest werden in praktisch allen Kindertagesstätten der EKHN als besondere Festzeit wahrgenommen“, berichtet Pädagogin Herrenbrück. Sie freut sich: „Die Kinder genießen die besondere Atmosphäre, wenn es geheimnisvoll ist und elektrische Kerzen den Raum erleuchten.“ Dabei werde die Weihnachtsgeschichte erzählt und häufig auch nachgespielt -  in der Kita, bei einer Aufführung oder in einem Adventsgottesdienst mit den Familien. Oder mit Krippenfiguren werde ein Adventsweg gestaltet.

Die Figuren an der Krippe führen durch den Advent

Die evangelische Bildungsexpertin veranschaulicht die Methode: „Die Krippe `wächst´ über die vier Wochen des Advent. Zunächst gibt es nur den Stall, Josef und Maria gehen darauf zu. In der nächsten Woche kommen die Hirten mit ihren Schafen dazu, sie erzählen von ihrem Leben, von den ärmlichen Bedingungen, unter denen sie arbeiten, von der Gefahr wenn man nicht zusammen bleibt.“  In einem dritten Abschnitt würden die Weisen aus dem Morgenland vorgestellt. Die Geschichte werde altersgemäß aufgefächert. „Das Kind, Jesus, kommt erst als letzte Figur dazu“, beschreibt die Pädagogin. Der Weg könne mit Tüchern und Moos mit den Kindern gemeinsam gestaltet werden.
Dabei tauchten die unterschiedlichsten Fragen auf: „Warum hatten Josef und Maria kein Hotel gebucht? Wie konnten Ochse und Esel fressen, wenn das Baby in der Krippe lag?“
Sabine Herrenbrück erlebt aber auch, dass Kindergartenkinder durchaus auch theologische Fragen im Kopf haben, beispielsweise: „Haben die Engel auf das Baby aufgepasst? Können wir auch Engel sehen?“ Da sind die Erzieherinnen und Erzieher voll gefordert. „Es geht darum, die Fragen im Kontext der Kinder zu verstehen und mit den Kindern gemeinsam nach Antworten zu suchen. Es gibt keine absoluten Antworten auf diese Fragen. Die Kinder brauchen Erwachsene, die sie auf der Suche nach Antworten begleiten und unterstützen“, so die Auffassung von Sabine Herrenbrück.

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Wo Ungewissheit uns umtreibt.
Vor dem Virus, das sich ausbreitet.
Oh Gott,
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dass du von Urzeiten her –
deine Hand über uns hältst.

(nach Doris Joachim)

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